Aktivist*in

Aktivist*innen sind Menschen, die etwas in der Welt verändern wollen, indem sie das kollektive Wohlbefinden fördern. Ihre Vorschläge und ihre politische Arbeit gehen von sozialen Initiativen aus, die als soziale Bewegungen bekannt sind (Studenten-, Frauen-, indigene, LGBTQI+, Schwarze und afro- Gemeinschaften, Umweltbewegungen, Tierschutz  und andere). 

Ihre Arbeit zeichnet sich durch öffentliche Aktionen und/oder Kampagnen aus, um verschiedene Probleme anzuprangern oder das Bewusstsein dafür zu schärfen. Die Arbeit der Aktivist*innen ist in der Regel freiwillig. Sie zeichnet sich durch ihre Kreativität aus und ruft zum kollektiven Handeln auf. Inszenierung, Musik, Schreiben, Reden und Malerei sind einige der Mittel, mit denen Aktivist*innen ihre Ideen, Fragestellungen, Überlegungen und Forderungen nach Veränderung zum Ausdruck bringen.

Antikolonial

Antikolonial heißt gegen Kolonialismus. Kolonialismus bezeichnet die gewaltsame Besetzung eines Gebiets durch ein anderes (siehe Kolonialismus im Glossar). Europa hat mit viel Gewalt Regionen auf der ganzen Welt kolonisiert. Dagegen gab es weltweit zahlreiche Widerstandsbewegungen, die als antikoloniale Bewegungen bezeichnet werden. Es gab sehr unterschiedliche Formen des antikolonialen Widerstandes: von diplomatischen Bemühungen, juristischen Prozessen, theoretischen Diskursen, Demonstrationen und Aufständen bis hin zu bewaffneten Kämpfen.

Der Kampf der durch Europa kolonisierten Völker für ihre Unabhängigkeit, gegen die Ausbeutung ihrer Gebiete und gegen Versklavung ist ein jahrhundertealter Kampf, der bis heute andauert. Die aktuellen antikolonialen Kämpfe richten sich gegen koloniale Kontinuitäten und neue Formen des Kolonialismus.

Dekolonial

Dekolonial heißt, mit der Art des Denkens und des Handelns, die wir von den Kolonisatoren geerbt haben, zu brechen. Welches Denken, welche Glaubenssätze haben es den Kolonisatoren ermöglicht, Gebiete zu besetzen, Menschen zu versklaven und ihre Ansichten, Religionen und Bräuche als die einzig Wahren zu verbreiten? Dekoloniale Prozesse wollen das verstehen und andere durch die Kolonialzeit unterdrückte Denkansätze und Lebensformen ins Zentrum rücken.

Dekoloniale Prozesse zwingen uns dazu, alles zu überdenken, an das wir glauben und all unser Handeln zu hinterfragen. Sie fordern uns auf, zu verlernen, ungewohnten Perspektiven zuzuhören und neue und kreative Wege des Zusammenlebens und des Umgangs miteinander auszuprobieren. 

Ein sehr wichtiger Aspekt der Dekolonisierung ist das Bemühen, das Wissen, das von Kolonisatoren versucht wurde zu vernichten oder als minderwertig dargestellt wurde, zu erlernen. Es geht darum, den indigenen Völkern, die durch die Kolonisatoren verfolgt und deren Wissen abgewertet wurde, zuzuhören. 

Dekolonialisierung ist keine individuelle, sondern eine kollektive Aufgabe. Ziel ist, die Formen von Gewalt und Macht in Frage zu stellen, die der Gesellschaft durch koloniale Praktiken eingeschrieben wurden. Im kolonialen Denken gilt es als erstrebenswert, Reichtum und Macht anzuhäufen. Es sei legitim, Menschen zu versklaven und die Natur als Ressource zu betrachten und auszubeuten. Langfristig führt das zum Kollaps des Planeten. Dekolonial im Kontext Klima und Umwelt bedeutet, die Erde als lebenden Organismus zu begreifen, der gepflegt werden muss.

Diskriminierung

Diskriminierung ist die Ausgrenzung von Personen und Personengruppen vom Rest der Gesellschaft auf Grund eines körperlichen Merkmals, ihrer Religion, ihres Herkunftsortes, ihres Alters oder ihres Aussehens. Diskriminierung äußert sich individuell, bspw. durch ablehnende Körpersprache, Beleidigungen, Gewalt bis hin zu Mord. Sie äußert sich auch strukturell, zum Beispiel durch den erschwerten Zugang zu Wohnraum und Arbeit, Verfolgung bestimmter Gruppierungen bis hin zum Genozid.

Die wichtigsten Elemente von Diskriminierung sind Vorurteile und Macht. Vorurteile sind vorgefasste Meinungen, die durch Witze, Geschichten, Filme usw. über eine bestimmte Gruppe von Menschen verbreitet werden. Durch Macht können diese Vorurteile in der Gesellschaft so stark verankert werden, dass fast alle dran glauben. Dadurch entstehen Ausschlüsse. 

Es gibt sehr viele Formen der Diskriminierung abhängig von dem Merkmal auf Grund dessen die Diskriminierung stattfindet. Es gibt Sexismus, Rassismus, Klassismus, Ableismus, Homo- und Transfeindlichkeit, usw. Jede Form hat ihre eigene Geschichte, eigene Funktionsweisen und Ausprägungen. Sie hängen jedoch miteinander zusammen (siehe Intersektionalität im Glossar).

Eurozentrismus

Zu Zeiten der gewaltsamen Besetzung vieler Regionen der Welt durch Europa, also die Kolonialzeit, sahen sich die Europäer*innen zunehmend als das Zentrum der Welt. Dieser Glaube wurde global verbreitet und hält bis heute an. Alles, was in Europa als normal und richtig gilt, wird als neutrales Wissen bezeichnet. Die europäische Kultur wird über alle anderen gestellt. Das wird Eurozentrismus genannt. 

In der Kolonialzeit wurde alles, das nicht in eine europäische Weltvorstellung passt, als abergläubisch, traditionell, primitiv, wild oder später als unterentwickelt abgewertet. Mit Gewalt wurden europäische Normen durchgesetzt, wie die Religion, die Sprache, das politische System. Bis heute führt das zur Unterordnung und sogar zum Aussterben anderer Kulturen und ihres Wissens.

Heute bezieht sich Eurozentrismus nicht nur auf das geografische Europa. Alle sogenannten westlichen oder “industrialisierten Länder” wie z.B. auch Nordamerika und Australien gehören demnach zum Zentrum der Welt. Deswegen wird in Englisch der Begriff Westerncentrism verwendet. Dieser Begriff bezieht sich ebenfalls auf die Dominanz der Nachfahr*innen der Kolonisatoren.

Flucht

Flucht bedeutet, den eigenen Lebensraum auf Grund von Gefahr oder einer sehr schwierigen Situation zu verlassen. 

Die Gründe für Flucht sind sehr vielfältig. Wenn Menschen vor Krieg oder Verfolgung fliehen, können sie in anderen Staaten Asyl beantragen. Asyl bedeutet, dass sie in einem anderen Land Schutz erhalten, also erstmal bleiben können. Oft ist es aber gar nicht einfach zu beweisen, dass du verfolgt wirst. Daher erhalten nicht alle Asyl, die verfolgt werden oder aus Kriegsgebieten kommen. 

Es gibt aber noch andere Gründe, weswegen Menschen fliehen. Dazu gehören der Klimawandel und die damit einhergehende Zerstörung von Lebensräumen. Auch dazu gehören Armut und Perspektivlosigkeit. Diese Gründe sind nicht offiziell als Fluchtgründe anerkannt. Menschen, die aus diesen Gründen fliehen, können kein Asyl beantragen.

Geflüchtete

Geflüchtete sind Menschen, die aus ihrem Herkunftsland fliehen mussten (siehe Flucht im Glossar). Oftmals wird auch der Begriff “Flüchtling” verwendet. Dieser Begriff wird oft kritisiert. Die Endung “-ling” hat etwas Verniedlichendes und macht geflüchtete Menschen klein - zu Opfern. Die oft starke und hart erkämpfte Entscheidung zur Flucht wird unsichtbar. 

Der Begriff "Geflüchtete" verfolgt das Ziel, die Lebensgeschichte von Menschen und die Gründe, die sie zur Flucht aus ihrer eigenen Herkunft bewegt haben, zu erfassen.  Ziel dabei ist es, die Menschen mit ihrem Wissen, ihren Sprachen, Kulturen, Gewohnheiten, Berufen und Fähigkeiten anzuerkennen und sie nicht auf die Tatsache, dass sie Flüchtlinge in einem Land sind, zu reduzieren.

Genozid/ Völkermord

Es handelt sich um einen Massenmord, der sich gegen eine bestimmte Gruppe richtet und darauf abzielt, diese vollständig zu vernichten oder zu dezimieren. Völkermorde sind in der Regel rassistisch motiviert und verfolgen auch territoriale/expansionistische Interessen. Historisch gesehen fanden sie meistens im Zusammenhang mit Krieg, Kolonialismus und/oder Imperialismus statt. 

Zur Zeit der kolonialen Invasionen kam es zu zahlreichen Genoziden an den in den kolonisierten Regionen lebenden indigenen Bevölkerungen. In diesen Kontext konzentrieren wir uns hier speziell auf den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts, den Deutschland an den Herero und Nama, zwei indigenen Gruppen in Namibia, verübt hat. Dieser Völkermord fand zwar bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts statt, wurde aber erst 2021 vom deutschen Staat als solcher anerkannt.

Wie wir sehen, kann es Jahrhunderte dauern, bis ein Völkermord an einer bestimmten Bevölkerung anerkannt wird, oder er wird überhaupt nicht anerkannt. Deshalb ist es notwendig, diesen Begriff zu entkolonialisieren und Völkermord und Ökozid in einem umfassenden Sinne zu diskutieren. Ein Beispiel für die rechtlichen und politischen Beschränkungen ist, dass Verbrechen, die seit Jahrhunderten an indigenen Völkern und ihrer Umwelt begangen werden, nicht strafrechtlich verfolgt werden, wie es eigentlich der Fall sein sollte. Ökozid ist ein neuer Begriff und bezieht sich auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Form der Zerstörung ganzer Ökosysteme, die das Leben von Menschen ernsthaft beeinträchtigt.

Der Begriff Genozid oder Völkermord ist ein juristisch definierter Begriff, der 1948 in der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes durch die UN festgelegt wurde. Wenn ein Völkermord anerkannt ist, können die Verantwortlichen vor internationalen Gerichten zur Verantwortung gezogen werden und es werden ggf. Entschädigungszahlungen gefordert. Daher kommt es selten zu Anerkennungen.

Geschlechtsausdruck

Die Art und Weise, wie das Geschlecht gesellschaftlich ausgedrückt wird, umfasst unter anderem die Kleidung, das Schminken, die Frisur, die Intonation der Stimme, die Art zu gehen und zu sitzen, Beruf  und vieles mehr.

Diese geschlechtsspezifischen Ausdrücke werden in den Medien und in der Familie erlernt, über Generationen hinweg weitergegeben und oft als Schlüssel zur Rechtfertigung der Diskriminierung von Menschen, die ihnen nicht entsprechen, verstanden. 

Sie werden oft als Norm verstanden und behandelt, als ob sie zu einer biologischen Identität gehören und nicht etwas Erlerntes und sozial und historisch Bedingtes sind.

Globaler Süden und Globaler Norden

Diese Namen zeigen eine Zweiteilung der Welt auf. Sie meinen nicht einfach geographisch die Süd- und die Nordhalbkugel.  Es sind politische Orte und Wirtschaftsräume, die auf unterschiedliche Weise von der Kolonialgeschichte geprägt sind. Der Globale Süden bezieht sich auf Regionen, die in der Kolonialzeit ausgebeutet wurden und noch immer unter den schwerwiegenden Folgen leiden. Der Globale Norden hingegen bezieht sich auf Regionen, in denen sich historisch gesehen mehr Reichtum konzentriert hat, der durch die koloniale Ausbeutung entstanden ist. 

In der Vergangenheit wurde in Bezug auf den Globalen Süden oft von Dritte-Welt-Ländern bzw. Entwicklungsländern und in Bezug auf den Globalen Norden von Erste-Welt-Ländern oder Industrieländern gesprochen. Die Begriffe Globaler Süden und Globaler Norden halten diese Polarisierung aufrecht, regen jedoch dazu an, kritischer über die Ursachen der ungleichen Reichtumsverteilung auf der Welt nachzudenken und sie nicht als natürlich zu betrachten. Die Begriffe Globaler Norden und Globaler Süden sind auch eine Kritik an dem Begriff ‘Entwicklung’, der impliziert, dass die sogenannten Industrieländer besser und erstrebenswerter seien. Rein aus klimapolitischer Perspektive bedeutet eine einseitige Angleichung der Regionen des Globalen Südens an den Norden jedoch den Kollaps.

Eine Kritik an den Begriffen Globaler Norden und Globaler Süden ist, dass sie die Welt weiter bipolar denken. Armut im Globalen Norden und die Konzentration von Reichtum im Globalen Süden wird übersehen. Diese sehr unterschiedlichen Lebenssituationen im Globalen Norden und im Globalen Süden werden homogenisiert.

Indigene Völker/ Menschen

Indigen ist ein Überbegriff für sehr viele verschiedene Gruppen von Menschen. Sie haben verschiedene Namen, Sprachen, Religionen und Gewohnheiten. Sie leben auf dem Land und in der Stadt. Weltweit gibt es ca. 5000 indigene Völker, zu denen gut 476 Millionen Menschen gehören. Ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie vor der Kolonialisierung existierten und im Prozess der Kolonialisierung verfolgt, enteignet, vertrieben, versklavt und ermordet wurden. Viele kämpfen bis heute um ihre Existenz. Der Begriff "Indigen" hilft ihnen, gemeinsam für ihre Rechte, ihren Lebensraum und ihre Existenz zu kämpfen. Indigene Kämpfe sind auch für den Erhalt unseres Planeten wichtig, da 80% der noch bestehenden Biodiversität weltweit in ihren Territorien liegt.

Vor gut 500 Jahren begann die Kolonialisierung durch Europäer auf den amerikanischen Kontinenten. Es war ein Prozess, die indigene Bevölkerung zu verfolgen, zu ermorden und ihr Wissen auszulöschen. Aber nicht nur auf den amerikanischen Kontinenten, der den Namen Abya Yala in der indigenen Cuna Sprache hat, gibt es indigene Völker. Sie leben auf allen Kontinenten. Dass wir überhaupt von Indigenen reden, hat mit dem Kolonialismus zu tun. Die Kolonisator*innen brauchten ein Wort, um die Menschen zu bezeichnen, die in den Regionen lebten, die sie kolonisierten. 

Mit dem Wort werden bis heute viele Vorurteile verbunden, wie “wild”, “rückständig”, “naturverbunden”. Durch rassistische Theorien wurden sie als weniger wertvoll abgewertet. Dadurch schien es in Ordnung, sie zu vertreiben und zu ermorden. In der Kolonialzeit gab es in vielen Kolonien Völkermorde an den dort lebenden indigenen Völkern. In Deutschland ist immer noch der Begriff “I*dianer” verbreitet. Das ist jedoch ein sehr rassistischer Begriff und wird von den meisten Indigenen Menschen abgelehnt.

Intersektionalität

Intersektionalität kommt von dem englischen Wort intersection, übersetzt Kreuzung. Der Begriff wurde entwickelt, um zu zeigen, dass Menschen nicht nur von einer Diskriminierungsform betroffen sein können, sondern von mehreren gleichzeitig. Eine Schwarze Frau z.B kann nicht nur, weil sie Frau ist, diskriminiert werden, sondern auch weil sie Schwarz ist. 

Diese Überschneidungen verschiedener Diskriminierungsformen führen zu ganz spezifischen Erfahrungen. Der Begriff betont, dass es nicht ausreicht, die verschiedenen Diskriminierungsformen einzeln zu betrachten. Eine Schwarze Frau macht ganz andere Erfahrungen mit Sexismus als eine weiße Frau und ganz andere Erfahrungen mit Rassismus als ein Schwarzer Mann. 

Alle Menschen in der Gesellschaft gehören vielen sozialen Gruppen an: Geschlecht, Klasse, sexuelle Orientierung, Religion, Herkunft, Aussehen, Bildung, Gesundheit, usw. Manche davon bringen ihnen Vorteile, andere Nachteile. Sie machen in der Gesellschaft Erfahrungen, die nicht durch das Betrachten der einzelnen Zugehörigkeiten zu verstehen sind.

Klimagerechtigkeit

Wir leben aktuell in Zeiten des Klimawandels. Dieser Wandel hängt mit der Art und Weise zusammen, wie wir leben und wie wir mit der Natur umgehen. Welche Menschen und Regionen sind es, die besonders viel konsumieren, Energie verbrauchen und somit dem Klima schaden? Und welche Menschen und Regionen bekommen am stärksten die negativen Folgen des Klimawandels ab? Bis heute sind Länder des Globalen Nordens für einen deutlich höheren Anteil der Schadstoffausstöße verantwortlich als der Süden. Die Folgen in Form von Naturkatastrophen, Dürre, Überschwemmungen sind jedoch deutlich stärker im Süden zu spüren. Kämpfe für Klimagerechtigkeit haben das Ziel, dass die Verursacher*innen des Klimawandels stärker Verantwortung übernehmen.

Für die meisten Menschen ist die Erde etwas, das Menschen für sich nutzen können. Sie wird und wurde lange nicht als etwas betrachtet, dass unsere Fürsorge braucht. Dieser Lebensstil hat weltweit zu einem Temperaturanstieg geführt. Dadurch kommt es seit Jahren verstärkt zu Waldbränden, Hochwasser und Überschwemmungen, Hitze, Dürre, dem Anstieg des Meeresspiegels und dem Aussterben von Tier- und Pflanzenarten. Für Menschen bedeutet das Mangel an Nahrungsmitteln, die Zerstörung von Lebensgrundlagen und teilweise die Verdrängung aus ihren Heimatregionen. Laut dem UNHCR haben allein 2022 rund 32,6 Millionen Menschen ihre Heimat aufgrund von Naturereignissen wie Dürre, Dauerregen und Stürmen verlassen - besonders betroffen sind ärmere Menschen aus Ländern des Globalen Südens.

Diese aktuelle Ungerechtigkeit geht auch auf die Kolonialzeit zurück. In dieser Zeit haben die Kolonialmächte aus dem Globalen Norden begonnen, systematisch die Umwelt in den damaligen Kolonien zu zerstören, um an natürliche Ressourcen zu gelangen und Plantagen und Monokulturen aufzubauen. Die Rohstoffe und landwirtschaftlichen Erzeugnisse kamen nach Europa. Durch die dort wachsende Industrie und den steigenden Lebensstandard nahm der Schadstoffausstoß enorm zu. Kämpfe für mehr Klimagerechtigkeit betonen daher auch mit Bezug auf die historische Verantwortung des Globalen Nordens, dass vom Norden ein besonderer Einsatz gegen den Klimawandel gefragt ist.

Kolonialismus

Kolonialismus ist eine gewaltvolle Besetzung von Ländern oder Regionen durch andere Staaten, um die dort vorhandenen Ressourcen auszubeuten, die eigene politische Macht zu erweitern und teilweise neuen Lebensraum für die eigene Bevölkerung zu schaffen. Die kolonisierten Gebiete werden Kolonien genannt. In den Kolonien kommt es meist zu Vertreibung, Enteignung, Unterdrückung, Verdrängung und Ermordung der lokalen Bevölkerung. Viele Völkermorde wurden im Rahmen des Kolonialismus begangen. Wegen seiner Dimension ist mit Kolonialismus oft der europäische Kolonialismus gemeint. Im Jahr 1914 waren 85% der Erde von Europäer*innen besetzt. 

Der europäische Kolonialismus begann im Jahr 1492 und hatte seine Hochzeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die letzten Kolonien wurden Ende des 20. Jahrhunderts unabhängig. Der europäische Kolonialismus war nur durch die Erfindung des Rassismus denkbar. Wissenschaftler*innen aller Fachgebiete schufen die sogenannten Rassentheorien, laut denen weiße Menschen über allen anderen Menschen stehen. Dadurch erklärten sie, dass es ok sei, dass weiße Menschen andere Regionen ausbeuten, Menschen versklavten und ermordeten. Den Rassentheorien zu Folge sei das von der Natur so vorgesehen. Durch Kolonialismus und Versklavungshandel wurde Europa in dieser Zeit reich und die sogenannte industrielle Revolution setzte ein.

Nach gut 500 Jahren zeigen sich die Auswirkungen des Kolonialismus bis heute: Europäische Wirtschafts- und Gesellschaftsformen, Religionen, Sprachen, Wissen, Werte und Normen sind bis heute global vorherrschend. Die Grenzen, die damals willkürlich gezogen wurden, führen bis heute zu Kriegen und Konflikten. Die in der Kolonialzeit etablierte globale Arbeitsteilung hält noch immer an. In vielen ehemaligen Kolonien werden - oft durch westliche Firmen - Rohstoffe abgebaut und im absoluten Niedriglohnsektor weiterverarbeitet. Die Verteilung von Armut und Reichtum ist weiterhin kolonial geprägt.

Marginalisierung

Marginalisierung bedeutet, dass Gruppen oder Einzelpersonen aus der Mitte der Gesellschaft verdrängt werden, wo Dienstleistungen verteilt und Grundrechte wahrgenommen werden. Wer am Rande der Gesellschaft steht, wird von Entscheidungsträger*innen nicht gesehen oder gehört, hat weniger Mitspracherecht und wird als Nicht-Bürger*in oder Bürger*in zweiter Klasse behandelt. Diese Menschen werden vom Rest der Gesellschaft als Problem angesehen.  

Marginalisierung ist wie eine Kette, in der ein Aspekt der Marginalisierung zu einem anderen und einem weiteren führt. Wer beispielsweise aufgrund seines Status ausgegrenzt wird, z. B. als Asylbewerber*in oder als illegalisierte Person, verliert die Möglichkeit auf Arbeit, Wohnung und ein menschenwürdiges Leben, was ihn oder sie noch weiter von den Möglichkeiten entfernt, die andere Menschen haben.

Marginalisierung geht Hand in Hand mit Diskriminierung und Kriminalisierung. Letzteres bedeutet, dass in dem Maße, in dem eine Gruppe von Menschen weniger Zugang zur Gesellschaft hat, d. h. ärmer ist, die Wahrscheinlichkeit zunimmt  Straftaten zu begehen oder dass ihre bloße Existenz an sich vom Staat schon als ein Verbrechen gesehen wird, wie im Fall von illegalisierten Personen. 

Menschenrechte

Nach gängiger Definition sind Menschenrechte Rechte, die allen Menschen zustehen, unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand. Zu den Menschenrechten gehören beispielsweise das Recht auf Leben, Verbot von Folter, Meinungsfreiheit, das Recht auf Arbeit, Wohnen, Gesundheit und Bildung. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte wurde 1948 verkündet und sollte weltweit gelten. 

Heutzutage wird die Achtung der Menschenrechte als ein Wert der westlichen Demokratien, wie Deutschland oder USA bezeichnet, wobei vergessen wird, dass viele Formen der Unterdrückung in den Ländern des globalen Südens noch heute eine Folge der kolonialen Vergangenheit, des Interventionismus oder der Präsenz von Kapital aus dem globalen Norden sind. 

Die Definition wird manchmal mit Misstrauen betrachtet, da Länder, die sich auf die Menschenrechte berufen, wie z. B. europäische Länder oder die USA, diese beispielsweise an ihren Grenzen nicht einhalten oder Kriege fördern, in denen im Namen der angeblichen Wahrung eben dieser Rechte Menschenrechtsverletzungen begangen werden.

In Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ist beispielsweise von Freizügigkeit die Rede, von der Möglichkeit, zu reisen und uns zu bewegen. Wir wissen jedoch, dass dieses Recht nur den Inhaber*innen bestimmter Pässe auf der Welt garantiert ist und dass Tausende von Menschen ihr Leben riskieren oder verlieren, wenn sie versuchen, die Grenzen der Länder zu überschreiten, die sich am meisten für die Achtung der Menschenrechte rühmen.

Mercator Projektion

Die Darstellung der Kontinente und Meere, wie wir sie kennen, nennen wir eine kartographische Projektion. Wenn wir uns auf die Mercator-Projektion beziehen, sprechen wir über eine spezifische Projektion, die nicht die einzig mögliche ist und die bestimmten Interessen entspricht. Die Mercator Projektion wurde speziell zur Erleichterung der europäischen Schifffahrt und im Zusammenhang mit dem europäischen Kolonialismus ihrer Zeit geschaffen. Die Mercator-Projektion wurde 1569 von Gerhard Mercator veröffentlicht, daher ihr Name.

Neben der Anstrengung, etwas so Komplexes wie die Kontinentverteilung in eine Zeichnung zu verwandeln, eine Kugel in etwas Flaches zu verwandeln, steckt in jeder Art von Projektion auch eine politische Absicht und die Position desjenigen, der sie erstellt. Karten sind also nicht neutral, genauso wenig ist die Größe, mit der die Kontinente im Verhältnis zueinander dargestellt werden, absolut wahr. Dies sagt mehr über Geopolitik und Geschichte aus als über die tatsächliche Geografie. 

Als Alternative zur Mercator-Projektion gibt es andere Projektionen, die nicht mit dem kolonialen Weltbild verbunden sind, wie die Peters-Projektion.

Ogoni

Die Ogoni sind ein indigenes Volk im Nigerdelta in Nigeria. Sie leben dort seit Jahrtausenden. Traditionell arbeiten sie in der Landwirtschaft. Bekannt sind die Ogoni wegen ihres Kampfes gegen Erdöl- und Erdgasförderung und die damit einhergehende Umweltzerstörung.

Vom Versklavungshandel blieben sie unberührt. Als Nigeria kolonialisiert wurde, kamen die Briten 1901 auch ins Ogoniland und stießen dort auf erheblichen Widerstand. Bis heute kämpfen die Ogoni für ihre politische Autonomie - im aktuellen nigerianischen Staat sind sie politisch nicht vertreten.

Souveränität

Souveränität ist das Recht, als Volk unabhängig zu sein. Das häufigste Beispiel für Souveränität ist das Recht von Völkern, ihre Unabhängigkeit von Kolonialmächten zu fordern, um ihre Gebiete politisch, wirtschaftlich und sozial zu verwalten. Souveränität ist auch das Recht, das die Mitglieder eines Volkes gegenüber ihren Herrschern haben, um ihre politischen, sozialen und kulturellen Freiheiten zu schützen, wenn diese beeinträchtigt werden. Souveränität ist ein Recht, das von außen beansprucht werden kann, wenn der Anspruch von einem Land auf ein anderes gerichtet ist, oder es kann von innen kommen, wenn es von den Mitgliedern eines Volkes an seine Herrscher gerichtet wird. Bei vielen Gelegenheiten kommen diese beiden Rechtswege zusammen, um Souveränität von Regierungen einzufordern.

Ein emblematischer Fall ist die von den Völkern Lateinamerikas und der Karibik geforderte Ernährungssouveränität, die sich gegen ihre Regierungen und die von ihnen unterzeichneten Internationalen Freihandelsabkommen (Tratados de Libre Comercio-TLC) mit den USA und der Europäischen Union richtet. In diesen Verträgen haben die lateinamerikanischen Regierungen die Kontrolle über die Samen und die Nahrungsmittelproduktion an die private und ausländische Industrie übertragen. Die bäuerlichen, indigenen und afroamerikanischen Gemeinschaften lehnen diese Privatisierung ab und fordern Ernährungssouveränität und ihr Recht auf den Schutz des Saatguts als Gemeingut. Sie fordern auch das Recht auf eine Nahrungsmittelproduktion ohne transgene oder agrochemische Manipulationen, die der Gesundheit und dem Wohlergehen der Gemeinschaften schaden.  

Ein weiterer Fall ist das Recht auf Wasser als Gemeingut, das auf der Souveränität der Gebiete beruht, das Leben in all seinen Dimensionen zu pflegen und zu erhalten. Und dazu gehört auch die Sorge um das Wasser.

Taínos

Die Taínos sind verschiedene indigene Völker auf den karibischen Inseln, die eine gemeinsame Sprache sprechen: Arawak. Von Südamerika kommend besiedelten sie über 4000 Jahre die karibischen Inseln bis zur spanischen Invasion am Ende des 15. Jahrhunderts.  Wirtschaftlich lag ihr Fokus auf Ackerbau, Baumwoll- und Goldverarbeitung. 

Innerhalb der ersten Jahrzehnte der Kolonialisierung sank die Zahl der Taínos so stark, dass die Spanier sie 1565 als ausgerottet erklärten. Brutalste Arbeitsbedingungen, eingeschleppte Krankheiten und Mord waren die Ursache. Taínos heutzutage wehren sich jedoch gegen die Erzählung, dass sie ausgerottet seien. Zwar ist ein Großteil der Kolonialisierung zum Opfer gefallen, ausgerottet sind sie jedoch nur auf dem Papier.

Versklavungshandel/ Versklavte Menschen

Menschen zu versklaven bedeutet, sie gegen ihren Willen gefangen zu nehmen und zur Arbeit zu zwingen, ohne sie dafür zu bezahlen. Handel bedeutet in diesem Kontext, dass versklavte Menschen gegen Geld oder andere Güter getauscht werden. Wenn wir von Versklavungshandel reden, dann meinen wir meistens den sogenannten “transatlantischen Sklavenhandel”. Damit ist die Versklavung afrikanischer Menschen durch Europäer*innen vom 16.-20. Jahrhundert gemeint. Mehr als 12 Millionen Menschen wurden in dieser Zeit aus Afrika verschleppt, um in Süd-, Mittel- und Nordamerika und teilweise auch in Europa zu arbeiten. Die Versklavung war sehr brutal. Allein bei dem Transport über den Atlantik starben bis zu 2 Millionen Erwachsene und Kinder. Die Europäer*innen rechtfertigten die Versklavung und die Gewalt durch rassistische Theorien. Schwarze Menschen wurden nicht als gleichwertige Menschen betrachtet, daher galt es als ok, sie zu versklaven. 

Statt Sklavenhandel verwenden wir den Begriff Versklavungshandel, genauso wie wir von versklavten Menschen, nicht von Sklaven schreiben. Das macht deutlich, dass Menschen nicht als Sklaven geboren werden, sondern dazu gemacht werden.