Im Folgenden findet ihr unser Glossar. Es ist ständig im Prozess und in Bearbeitung. Die unterstrichenen Wörter in den Texten verweisen darauf, dass es zu diesen Wörtern eigene Glossareinträge gibt.
Aktivist*innen sind Menschen, die etwas in der Welt verändern wollen. Aktivist*innen machen sehr unterschiedliche Dinge, um das zu erreichen. Sie demonstrieren, machen Aktionen, schreiben Texte und Lieder, produzieren Filme und Musik, diskutieren und viel mehr.
Die Arbeit der Aktivist*innen ist in der Regel freiwillig. Es gibt sie überall auf der Welt. Sie sind meistens nicht allein unterwegs, sondern Teil von politischen Gruppen und Initiativen. Viele Gruppen, Aktivist*innen gemeinsam, die zu einem Thema Arbeiten sind eine Bewegung. Es gibt zum Beispiel Klimabewegungen, feministische Bewegungen, indigene Bewegungen und andere.
Antikolonial heißt gegen Kolonialismus. Kolonialismus bezeichnet die gewaltsame Besetzung eines Gebiets durch ein anderes. Europa hat mit viel Gewalt Regionen auf der ganzen Welt kolonisiert. Dagegen gab es weltweit zahlreiche Proteste, die als antikoloniale Bewegungen bezeichnet werden. Es gab sehr unterschiedliche Formen des antikolonialen Widerstandes: von diplomatischen Bemühungen, juristischen Prozessen, theoretischen Diskursen, Demonstrationen und Aufständen bis hin zu bewaffneten Kämpfen.
Der Kampf gegen die Ausbeutung und gegen Versklavung ist ein jahrhundertealter Kampf, der bis heute andauert. Die aktuellen antikolonialen Kämpfe richten sich gegen die Folgen und neue Formen des Kolonialismus.
APIB ist die Vereinigung der indigenen Völker Brasiliens. Es ist eine Dachorganisation, die verschiedene indigene Gruppen in Brasilien zusammenbringt.
Sie formulieren Forderungen an die Politik, setzen sich für die Einhaltung der Rechte der indigenen Bevölkerung Brasiliens ein und prangern die Verletzung dieser Rechte national und international an.
Die Berliner Konferenz, auch Kongokonferenz genannt, fand in den Jahren 1884 und 1885 in Berlin statt. Es war ein Treffen zwischen Ländern, die bereits Kolonien hatten oder noch welche bekommen wollten. Dazu gehörten Großbritannien, Frankreich, Belgien, Portugal, Spanien, Deutschland, Italien, Russland, Schweden, Norwegen, Dänemark, Österreich-Ungarn und die Niederlande sowie dem Osmanischen Reich und den Vereinigten Staaten. Ziel war es, die Kolonisierung Afrikas zu organisieren.
In der Konferenz wurde die Grundlage geschaffen für die fast vollständige Kolonialisierung Afrikas, die in den folgenden Jahrzehnten gewaltvoll durchgesetzt wurde. Zahlreiche Kriege bis hin zu Völkermorden waren die Auswirkung. Grenzen wurden willkürlich festgelegt. Die bereits existierende Aufteilung der Gebiete durch die dort lebenden Menschen wurde ignoriert. Viele der teilweise bis heute andauernden territorialen Konflikte liegen hier begründet. Namibia, Kamerun, Togo, Ruanda, Burundi und Tansania wurden deutsche Kolonien.
Wie kamen Menschen darauf, Gebiete zu besetzen, Menschen zu versklaven und sich selbst als die besten Menschen der Welt zu sehen? Kolonialismus ist nicht nur das Besetzen eines Gebietes. Dahinter steckt ein Denkmuster. Dekolonial heißt, mit der Art des Denkens und des Handelns, die wir von den Kolonisatoren geerbt haben, zu brechen. Dekolonial heißt auch, andere Denkansätze und Lebensformen, die durch die Kolonialzeit unterdrückt wurden, ins Zentrum rücken.
Dekoloniale Prozesse zwingen uns dazu, alles zu überdenken, an das wir glauben und all unser Handeln zu hinterfragen. Sie fordern uns auf, zu verlernen, ungewohnten Perspektiven zuzuhören und neue und kreative Wege des Zusammenlebens und des Umgangs miteinander auszuprobieren. Sehr wichtig bei der Dekolonisierung ist, das Wissen, das die Kolonisatoren versuchten zu vernichten oder als minderwertig darzustellen, zu erlernen. Es geht darum, den indigenen Völkern, die durch die Kolonisatoren verfolgt und deren Wissen abgewertet wurde, zuzuhören.
Dekolonialisierung geht nicht allein, sondern nur gemeinsam. Im kolonialen Denken ist es für Menschen wichtig, Reichtum und Macht anzuhäufen. In diesem Denken ist es in Ordnung, Menschen zu versklaven und die Natur auszubeuten. Mit einem solchen Denken kann die Erde nicht nachhaltig existieren. Dekolonial in diesem Bereich bedeutet also, andere Vorstellungen von der Natur kennenzulernen und Ernst zu nehmen.
Der Begriff Diaspora ist ein griechischer Begriff und heißt übersetzt "Zerstreuung". Mit dem Begriff sind Bevölkerungsgruppen gemeint, die aufgrund von Verfolgung oder der Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen die Orte, die sie ursprünglich bewohnt haben, verlassen mussten und jetzt verstreut auf der Welt leben.
Nehmen wir die afrikanische Diaspora als Beispiel. Sie kann all die Millionen von Menschen und ihre Nachfahren umfassen, die von den europäischen Kolonialmächten als Versklavte verschleppt wurden. Sie umfasst aber auch Menschen, die durch aktuelle Konflikte, durch Klimawandel und Armut - häufig verursacht durch die Folgen des Kolonialismus - ihre Heimat verlassen müssen.
Die Diaspora umfasst sehr unterschiedliche Gruppen. Viele versuchen auf sehr unetrschiedliche Art und Weise ihre Sprache, ihre Essgwohnheiten und ihre Religion zu behalten, obwohl sie weit entfernt von ihrem Herkunftsort oder dem ihrer Vorfahren leben.
Diskriminierung ist die Ausgrenzung von Personen und Personengruppen vom Rest der Gesellschaft auf Grund eines körperlichen Merkmals, ihrer Religion, ihres Herkunftsortes, ihres Alters oder ihres Aussehens. Diskriminierung äußert sich individuell, bspw. durch ablehnende Körpersprache, Beleidigungen, Gewalt bis hin zu Mord. Sie äußert sich auch strukturell, zum Beispiel durch den erschwerten Zugang zu Wohnraum und Arbeit, Verfolgung bestimmter Gruppierungen bis hin zum Genozid.
Die wichtigsten Elemente von Diskriminierung sind Vorurteile und Macht. Vorurteile sind vorgefasste Meinungen, die durch Witze, Geschichten, Filme usw. über eine bestimmte Gruppe von Menschen verbreitet werden. Durch Macht können diese Vorurteile in der Gesellschaft so stark verankert werden, dass fast alle daran glauben. Dadurch entstehen Ausschlüsse. Es gibt sehr viele Formen der Diskriminierung abhängig von dem Merkmal auf Grund dessen die Diskriminierung stattfindet. Es gibt Sexismus, Rassismus, Klassismus, Ableismus, Homo- und Transfeindlichkeit, usw. Jede Form hat ihre eigene Geschichte, eigene Funktionsweisen und Ausprägungen. Sie hängen jedoch miteinander zusammen (siehe Intersektionalität).
Der Begriff Ethnie hat mehrere Bedeutungen. Häufig ist damit eine Gruppe von Menschen gemeint, die eine gemeinsame Geschichte, Herkunft, Religion und Lebensform teilen. Manchmal wird der Begriff von den Gruppen selbst verwendet. Manchmal wird der Begriff aber auch wie ein anderes Wort für “Rasse” verwendet (Rassismus). Dabei werden Menschen zu einer Gruppe zusammengetan und als “Ethnie” bezeichnet. Von allen Menschen in dieser Gruppe wird gesagt, dass sie die gleichen Eigenschaften hätten. Deshalb muss mit dem Begriff vorsichtig umgegangen werden.
Im Kolonialismus wurden viele Gruppen, die heute als Ethnien bezeichnet werden, verfolgt. Heute wird der Begriff teilweise verwendet, um die Rechte dieser Gruppen einzufordern. Sie selbst verwenden für sich meist den Begriff “Indigene”. In Lateinamerika beispielsweise fordern indigene Völker, dass anerkannt wird, dass sie die ursprünglichen ethnischen Völker auf dem Kontinent sind. Sie wollen, dass ihr Recht auf Land, ihre Sprache und Lebensformen anerkannt werden. Die Benennung der ethnischen Zugehörigkeit kann also dabei helfen, die Vielfalt der Völker in der Welt zu schützen. Die Benennung ethnischer Unterschiede kann jedoch auch dazu benutzt werden, Menschen rassistisch zu behandeln. Über Migrant*innen wird beispielsweise oft gesagt, dass sie ganz "anders" seien als die Kultur des Landes, in das sie eingewandert sind. Das hat zur Folge, dass sie Rassismus erfahren und ausgegrenzt werden.
Im Kolonialismus, sahen sich Europäer*innen zunehmend als das Zentrum der Welt. Dieser Glaube wurde global verbreitet und hält bis heute an. Alles, was in Europa als normal und richtig gilt, wird als neutrales Wissen bezeichnet. Die europäische Kultur und das europäische Wissen wird über alle anderen gestellt. Das wird Eurozentrismus genannt.
In der Kolonialzeit wurde alles, das nicht in eine europäische Weltvorstellung passt, als abergläubisch, traditionell, primitiv, wild oder später als unterentwickelt abgewertet. Mit Gewalt wurden europäische Normen durchgesetzt, wie die Religion, die Sprache, das politische System. Bis heute führt das zur Unterordnung und sogar zum Aussterben anderer Kulturen und ihres Wissens. Heute bezieht sich Eurozentrismus nicht nur auf das geografische Europa. Alle sogenannten westlichen oder “industrialisierten Länder” wie z.B. auch Nordamerika und Australien gehören demnach zum Zentrum der Welt. Deswegen wird in Englisch der Begriff Westerncentrism verwendet.
Flucht bedeutet, den eigenen Lebensraum auf Grund von Gefahr oder einer sehr schwierigen Situation zu verlassen. Viele fliehen erst mal im eigenen Land oder in ein Nachbarland. Es gibt sehr viele Gründe für Flucht.
Wenn Menschen aufgrund ihrer politischen Überzeugung, ihrer Religion, ihres Geschlechts, ihrer Sexualität oder aufgrund von Rassismus fliehen, können sie Asyl beantragen. Asyl bedeutet, dass sie in einem anderen Land Schutz erhalten, also erstmal bleiben können. Auch wenn sie vor Krieg fliehen, dürfen sie manchmal bleiben. Oft ist es gar nicht einfach zu beweisen, dass du verfolgt wirst. Daher erhalten nicht alle Asyl, die verfolgt werden oder aus Kriegsgebieten kommen. Es gibt aber noch andere Gründe, weswegen Menschen fliehen. Dazu gehören der Klimawandel und die damit einhergehende Zerstörung von Lebensräumen. Auch dazu gehören Armut und Perspektivlosigkeit. Diese Gründe sind nicht offiziell als Fluchtgründe anerkannt. Menschen, die aus diesen Gründen fliehen, können kein Asyl beantragen.
Geflüchtete sind Menschen, die aus ihrem Herkunftsland fliehen mussten. Für die Flucht gibt es viele Gründe. Oftmals wird auch der Begriff “Flüchtling” verwendet. Viele kritisieren diesen Begriff aber. Die Endung “-ling” verniedlicht und macht geflüchtete Menschen klein - zu Opfern. Die oft mutige und hart erkämpfte Entscheidung zur Flucht wird unsichtbar.
Auch ist “geflüchtet” ein Adjektiv. Das macht deutlich, dass geflüchtete Menschen in erster Linie Menschen sind. Bei den einzelnen Personen ist geflüchtet nur eine Beschreibung von vielen. Geflüchtete Personen sind auch intelligent, lustig, schüchtern, ängstlich, mutig, usw. Der Begriff "geflüchtete Menschen" möchte die unterschiedlichen Lebensgeschichten von Menschen und die Gründe für ihre Flucht ins Zentrum rücken. Ziel ist, die Menschen mit ihrem Wissen, ihren Sprachen, Kulturen, Gewohnheiten, Berufen und Fähigkeiten anzuerkennen und sie nicht nur als Flüchtlinge zu sehen.
Genozid/ Völkermord
Genozid oder Völkermord bezeichnet einen Massenmord, der sich gegen eine bestimmte Gruppe richtet mit dem Ziel, diese ganz oder teilweise zu vernichten. Völkermorde sind in der Regel rassistisch motiviert (Rassismus). Das heißt, sie richten sich gegen eine Gruppe, die sich auf Grund von Religion, Herkunft, Sprache, "Kultur", "ethnischer Zugehörigkeit", Aussehen, Tradition von anderen unterscheidet. Genozide verfolgen oft auch territoriale Interessen. In dem Fall geht es darum, Land zu erobern indem die lokale Bevölkerung ermordet wird. Oftmals fanden Völkermorde im Zusammenhang mit Krieg und Kolonialismus statt.
Während des Kolonialismus kam es zu zahlreichen Genoziden an den indigenen Bevölkerungen. Der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts wurde von der deutschen Kolonialmacht an den indigenen Völkern Herero und Nama im heutigen Namibia verübt. Dieser Völkermord wurde erst 2021 vom deutschen Staat als solcher anerkannt. Es ist immer ein schwerer Prozess, dass Völkermorde anerkannt werden. Oft haben die Staaten, die den Völkermord begangen haben, Angst, dass sie Geld an die betroffenen Völker oder Länder zahlen sollen - als Widergutmachung. Beispielsweise wurden die zahlreichen Genozide und Ökozide, die seit Jahrhunderten an indigenen Völkern und ihrem Lebensraum begangen wurden politisch und rechtlich nur selten aufegarbeitet. Ökozid ist ein neuer Begriff. Er bezeichnet die vollständige oder teilweise Ausrottung eines Volkes durch die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes.
Der Begriff Genozid oder Völkermord ist ein juristisch definierter Begriff, der 1948 in der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes durch die UN festgelegt wurde. Wenn ein Völkermord anerkannt ist, können die Verantwortlichen vor internationalen Gerichten zur Verantwortung gezogen werden und es werden ggf. Entschädigungszahlungen gefordert. Daher kommt es selten zu Anerkennungen.
Die Art und Weise, wie Geschlecht in der Gesellschaft ausgedrückt wird, beinhaltet Dinge wie Kleidung, Make-up, Frisuren, die Stimmlage, Bewegungsarten und Berufswahl, sowie andere Aspekte.
Diese geschlechtsspezifischen Ausdrucksformen werden durch Medien und Familie vermittelt, von einer Generation zur nächsten weitergegeben und dienen oft dazu, Diskriminierung gegenüber Menschen zu rechtfertigen, die nicht dem entsprechen, was als Norm betrachtet wird.
Sie werden oft als selbstverständliche Standards betrachtet und als Teil der biologischen Identität angesehen, anstatt als sozial und historisch erlernte Verhaltensweisen.
Die Geschlechtsidentität bezieht sich darauf, wie sich eine Person in Bezug auf ihr Geschlecht selbst identifiziert, d. h. wie sie aussieht und sich fühlt und wie sie gesellschaftlich gesehen werden möchte. Dies stimmt nicht immer mit dem Geschlecht überein, das einer Person bei der Geburt aufgrund ihrer Genitalien zugewiesen wurde.
Das heißt, dass das Vorhandensein bestimmter Genitalien (Penis, Vulva usw.) bei der Geburt nicht unbedingt gleichbedeutend ist mit einer Geschlechtsidentität aufgrund dieser Organe. Im Fall von intersexuellen Menschen, die mit Geschlechtsorganen geboren werden, die nicht die als Norm festgelegte Geschlechtszugehörigkeit definieren beruht diese Zuschreibung sogar nur auf der Interpretation dieser Organe, die einem Körper klinisch gegeben wird,
Pluralistische Geschlechtsidentitäten zu respektieren bedeutet daher, die Normalisierung und die Binarität der Geschlechter, die die viel komplexeren Fragen der Identität und der Genitalbildung vereinfachen, in Frage zu stellen.
Die Geschlechtsidentität/das psychische Geschlecht kann mit dem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmen (Cissexualität) oder davon abweichen (Transsexualität, Intersexualität, Nicht-binarität).
Diese Namen stellen eine Zweiteilung der Welt dar in Globaler Norden und Globaler Süden. Es geht dabei nicht einfach geographisch um die Süd- und die Nordhalbkugel. Es geht um Regionen, die auf unterschiedliche Weise von der Kolonialgeschichte geprägt sind. Der Globale Süden bezieht sich auf Regionen, die in der Kolonialzeit ausgebeutet wurden und noch immer unter den schwerwiegenden Folgen leiden. Der Globale Norden bezieht sich auf Regionen, die durch den Kolonialismus reicher und mächtiger geworden sind.
Bis heute wird teilweise in Bezug auf den Globalen Süden von Dritte-Welt-Ländern bzw. Entwicklungsländern und in Bezug auf den Globalen Norden von Erste-Welt-Ländern oder Industrieländern gesprochen. Die Begriffe Globaler Süden und Globaler Norden gehen weiterhin von dieser Zweiteilung aus. Sie wollen jedoch den Blick auf die Ursachen der ungleichen Reichtumsverteilung auf der Welt lenken. Die Begriffe Globaler Norden und Globaler Süden sind auch eine Kritik an dem Begriff ‘Entwicklung’. In dem Konzept von Entwicklung versteckt sich die Idee, dass die sogenannten Industrieländer besser seien und sich alle Länder so entwickeln sollten. Denken wir jedoch allein an das Klima - ist der Lebensstil des Globalen Nordens wirklich der Beste?.
Eine Kritik an den Begriffen Globaler Norden und Globaler Süden ist, dass sie die Welt weiter in zwei teilen, die Welt jedoch komplizierter ist. Die sehr unterschiedlichen Lebenssituationen innerhalb des Globalen Nordens und innerhalb des Globalen Südens werden nicht gesehen.
Das Wort Heteronormativität bezieht sich auf die sozialen und politischen Normen, die die sexuelle Beziehung zwischen Mann und Frau als normal und besser darstellen. Sex zwischen Mann und Frau, ausschließlich verstanden als Penis und Vagina wird als Standard behandelt. Oft wird diese Art der sexuellen Beziehung als natürlich bezeichnet. Jede Abweichung davon wird als unnatürlich abgewertet. Heteronormativität geht davon aus, dass alle Menschen sich mit diesen Normen identifizieren können und macht dadurch die Existenz von queeren Menschen, sowohl trans als auch nicht-hetero Personen, unsichtbar.
Die Heteronormativität hat sich in den meisten Gesellschaften auf der ganzen Welt als einziges Modell durchgesetzt. Heteronormativität schreibt vor, dass sexuelles Verhalten und die sexuelle Attraktion einer Person ausschließlich zwischen den zwei Geschlechtern, Mann und Frau, stattfinden muss. Das heißt, eine Person mit einer Vagina (verstanden als Frau) fühlt sich ausschließlich zu einer Person mit einem Penis (verstanden als Mann) hingezogen, und umgekehrt ebenso. Trans* Personen und andere Geschlechtsidentitäten werden in diesem Modell komplett verleugnet.
Diese Heteronormativität wurde lange Zeit als legitim dargestellt. Sie hat viel soziale und politische Unterstützung erhalten und wurde auch durch den Kolonialismus weltweit verbreitet. Das hat dazu geführt, dass dieses Modell in den Gesetzen und Verfassungen der Länder das einzige ist, das zur Definition der Rechte von Menschen herangezogen wird.
Ein Beispiel dafür ist der Name, der dir bei der Geburt zusteht und der immer nach dem Geschlechtsorgan vergeben wurde, mit dem du geboren wurdest (Penis oder Vagina). Ein anderes Beispiel ist das Recht auf Familie oder Ehe, hier wurde das heteronormative Modell als das einzig erlaubte durchgesetzt.
Es gibt einen weltweiten sozialen Kampf von Gruppen, die wir unter dem Akronym LGBTQ*IA+ zusammenfassen und die versuchen, diese Vorstellung zu verändern, damit Menschen ihre Identität, ihr Geschlecht und ihre sexuelle Orientierung ausleben können, unabhängig von den Organen oder Körpern, die sie tragen.
Der Begriff Homophobie wird oft verwendet, um die Aggressionen und die Ablehnung, unter denen homosexuelle Menschen leiden, zu benennen. Diese können bis zum Tod führen. Wir vermeiden diesen Begriff und stattdessen nutzen “Homofeindlichkeit”.
“Homophobie” ist ein problematisches Wort, weil es die Person, die die hasserfüllten Handlungen ausübt, in die Position eines Phobikers versetzt, d. h. jemand, der eine unwillkürliche Angst oder Ablehnung hat, die größer ist als seine eigene Kraft. Wir wissen, dass der Hass auf homosexuelle Menschen eine bewusste und ernsthafte Handlung ist, die sehr schwerwiegende Folgen hat, daher sind diejenigen, die ihn ausüben, verantwortungsbewusst und leiden nicht unter psychologischen Störungen, wie es bei denjenigen der Fall ist, die irrationale Ängste haben.
In diesem Fall wird dieser Ausdruck durch "Homofeindlichkeit" ersetzt, um zu betonen, dass jede Aggression das Ergebnis einer bewussten Entscheidung und eines Hasses ist und dass diese Handlungen Verbrechen sind, die als solche anerkannt werden müssen.
Homosexualität ist das sexuelle Modell, bei dem zwei oder mehr Menschen mit der gleichen Geschlechtsidentität eine sexuelle und/oder affektive Liebesbeziehung eingehen. Die beiden bekanntesten Modelle sind das lesbische Modell, das sich auf Beziehungen zwischen Menschen des weiblichen Geschlechts bezieht, und das schwule Modell, das zwischen Menschen des männlichen Geschlechts besteht.
Der Begriff Imperialismus leitet sich von dem Wort "Imperium" ab und besagt, dass ein Gebiet durch andere kontrolliert und beherrscht wird. Hierbei stehen die Ideen der rassischen und kulturellen Überlegenheit im Vordergrund und es wird wirtschaftliche und politische Kontrolle eingesetzt, um territorialen Expansionismus (die Ausweitung der eigenen Gebiete) zu erreichen.
Es handelt sich um eine Reihe von Praktiken, die den Kolonialismus rechtfertigen und zur Ausrottung ganzer Bevölkerungen führen. Diese sollen die Ziele des sogenannten "Imperiums" verfestigen, nämlich dass in ein entferntes Gebiet eingedrungen und dieses enteignet wird. Obwohl sie eng miteinander verbunden sind, sind Kolonialismus und Imperialismus nicht genau dasselbe.
Die Interessen verschiedener imperialistischer Machtzentren können in Konflikt geraten, wenn eine oder mehrere so genannte imperialistische Mächte ein Interesse an der Beherrschung und Ausbeutung desselben Gebiets haben. Es kommt zur Unterzeichnung von Verträgen zwischen Imperialisten, wie 1884/85 in Berlin auf der sogenannten Berliner Kongo-Konferenz, in der die imperialistische Präsenz auf dem Kontinent zwischen den Ländern aufgeteilt wurde. Diese Länder hatten ein Interesse an Ausbeutung und territorialen Ausdehnung über ihre eigenen Grenzen hinaus und wurden zu ausdrucksstarken Kolonialmächten. Auch Deutschland gehörte zu diesen; nicht zu vergessen, dass ein solcher Vertrag in seiner Hauptstadt unterzeichnet wurde.
Indigen ist ein Überbegriff für sehr viele verschiedene Gruppen von Menschen. Sie haben verschiedene Namen, Sprachen, Religionen und Gewohnheiten. Sie leben auf dem Land und in der Stadt. Weltweit gibt es ca. 5000 indigene Völker, zu denen gut 476 Millionen Menschen gehören. Ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie im Kolonialismus verfolgt, enteignet, vertrieben, versklavt und ermordet wurden. Viele kämpfen bis heute um ihr Überleben. Der Begriff "Indigen" hilft ihnen, gemeinsam für ihre Rechte, ihren Lebensraum und ihr Überleben zu kämpfen. Indigene Kämpfe sind auch für den Erhalt unseres Planeten wichtig, da 80% der noch bestehenden Biodiversität weltweit in ihren Territorien liegt.
Vor gut 500 Jahren begann die Kolonialisierung durch Europäer auf den amerikanischen Kontinenten. Indigene Menschen wurden verfolgt und ermordet. Ihr Land wurde besetzt und ihr Wissen geklaut oder ausgelöscht. Indigene Menschen leben auf allen Kontinenten. Der Begriff Indigenen kommt von den Kolonisator*innen. Sie brauchten ein Wort, um die Menschen zu bezeichnen, die in den Regionen lebten, die sie kolonisierten.
Mit dem Wort werden bis heute viele Vorurteile verbunden, wie “wild”, “rückständig”, “naturverbunden”. Durch rassistische Theorien wurden sie als weniger wertvoll abgewertet. Dadurch schien es in Ordnung, sie zu vertreiben und zu ermorden. In der Kolonialzeit gab es in vielen Kolonien Völkermorde an den dort lebenden indigenen Völkern. In Deutschland ist immer noch der Begriff “I*dianer” verbreitet. Das ist jedoch ein sehr rassistischer Begriff und wird von den meisten indigenen Menschen abgelehnt.
Intersektionalität kommt von dem englischen Wort intersection, übersetzt Kreuzung. Der Begriff wurde von der US-amerikanischen Juristin Kimberlé Crenshaw entwickelt, um zu zeigen, dass Menschen nicht nur von einer Diskriminierungsform betroffen sein können, sondern von mehreren gleichzeitig. Eine Schwarze Frau z.B kann nicht nur, weil sie Frau ist, diskriminiert werden, sondern auch weil sie Schwarz ist.
Diese Überschneidungen verschiedener Diskriminierungsformen führen zu ganz spezifischen Erfahrungen. Der Begriff betont, dass es nicht ausreicht, die verschiedenen Diskriminierungsformen einzeln zu betrachten. Eine Schwarze Frau macht ganz andere Erfahrungen mit Sexismus als eine weiße Frau und ganz andere Erfahrungen mit Rassismus als ein Schwarzer Mann.
Alle Menschen in der Gesellschaft gehören vielen sozialen Gruppen an: Geschlecht, Klasse, sexuelle Orientierung, Religion, Herkunft, Aussehen, Bildung, Gesundheit, usw. Manche davon bringen ihnen Vorteile, andere Nachteile. Sie machen in der Gesellschaft Erfahrungen, die nicht durch das Betrachten der einzelnen Zugehörigkeiten zu verstehen sind.
Der “Cacique” ist das zentrale Oberhaupt einer indigenen Gemeinschaft mit politischen Befugnissen zur Vertretung der Gemeinschaft. Die Aufgabe dieser Person ist es, sich um das Wohlergehen der Gruppe zu kümmern.
Meistens handelt es sich um einen Cis-Mann, aber das ist keine Regel, denn es gibt auch Frauen oder nicht-binäre Personen in dieser Position.
Wir leben aktuell in Zeiten der Klimakrise. Diese hängt mit der Art und Weise zusammen, wie wir leben und wie wir mit der Natur umgehen. Welche Menschen und Regionen sind es, die besonders viel konsumieren, Energie verbrauchen und somit dem Klima schaden? Und welche Menschen und Regionen bekommen am stärksten die negativen Folgen der Klimakrise ab? Bis heute sind Länder des Globalen Nordens für einen deutlich höheren Anteil der Schadstoffausstöße verantwortlich als der Süden. Die Folgen in Form von Naturkatastrophen, Dürre, Überschwemmungen sind jedoch deutlich stärker im Süden zu spüren. Kämpfe für Klimagerechtigkeit haben das Ziel, dass die Verursacher*innen des Klimawandels stärker Verantwortung übernehmen.
Für viele Menschen ist die Erde etwas, das Menschen für sich nutzen können. Sie wird nicht als etwas betrachtet, dass unsere Fürsorge braucht. Dieser Lebensstil hat weltweit zu einem Temperaturanstieg geführt. Dadurch kommt es seit Jahren verstärkt zu Waldbränden, Hochwasser und Überschwemmungen, Hitze, Dürre, dem Anstieg des Meeresspiegels und dem Aussterben von Tier- und Pflanzenarten. Für Menschen bedeutet das Mangel an Nahrungsmitteln, die Zerstörung von Lebensgrundlagen und teilweise die Verdrängung aus ihren Heimatregionen. Laut dem UNHCR haben allein 2022 rund 32,6 Millionen Menschen ihre Heimat aufgrund von Naturereignissen wie Dürre, Dauerregen und Stürmen verlassen - besonders betroffen sind ärmere Menschen aus Ländern des Globalen Südens.
Diese aktuelle Ungerechtigkeit geht auch auf den Kolonialismus zurück. In dieser Zeit haben die Kolonialmächte aus dem Globalen Norden begonnen, systematisch die Umwelt in den damaligen Kolonien zu zerstören, um an natürliche Ressourcen zu gelangen und Plantagen und Monokulturen aufzubauen. Die Rohstoffe und landwirtschaftlichen Erzeugnisse kamen nach Europa. Durch die dort wachsende Industrie und den steigenden Lebensstandard nahm der Schadstoffausstoß enorm zu. Kämpfe für mehr Klimagerechtigkeit betonen daher auch mit Bezug auf die historische Verantwortung des Globalen Nordens, dass vom Norden ein besonderer Einsatz gegen die Klimakrise gefragt ist.
Kolonialismus ist eine gewaltvolle Besetzung von Ländern oder Regionen durch andere Staaten, um das Land auszubeuten, die eigene politische Macht zu erweitern und teilweise neuen Lebensraum für die eigene Bevölkerung zu schaffen. Die kolonisierten Gebiete werden Kolonien genannt. In den Kolonien kommt es meist zu Vertreibung, Enteignung, Unterdrückung, Verdrängung und Ermordung der lokalen Bevölkerung. Viele Völkermorde wurden im Rahmen des Kolonialismus begangen. Wegen seiner Dimension ist mit Kolonialismus oft der europäische Kolonialismus gemeint. Im Jahr 1914 waren 85% der Erde von Europäer*innen besetzt.
Der europäische Kolonialismus begann im Jahr 1492 und hatte seine Hochzeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die letzten Kolonien wurden Ende des 20. Jahrhunderts unabhängig. Der europäische Kolonialismus war nur durch die Erfindung des Rassismus denkbar. Wissenschaftler*innen aller Fachgebiete schufen die sogenannten Rassentheorien. Diese besagen, dass weiße Menschen besser als alle anderen Menschen seien. Dadurch schien es in Ordnung zu sein, dass weiße Menschen andere Regionen ausbeuten, Menschen versklaven und ermorden. Den Rassentheorien zu Folge sei das von der Natur so vorgesehen. Durch Kolonialismus und Versklavungshandel wurde Europa in dieser Zeit reich und die sogenannte industrielle Revolution setzte ein.
Nach gut 500 Jahren zeigen sich die Auswirkungen des Kolonialismus bis heute: Europäische Wirtschafts- und Gesellschaftsformen, Religionen, Sprachen, Wissen, Werte und Normen sind bis heute global vorherrschend. Die Grenzen, die damals willkürlich gezogen wurden, führen bis heute zu Kriegen und Konflikten. Die in der Kolonialzeit etablierte globale Arbeitsteilung hält noch immer an. In vielen ehemaligen Kolonien werden - oft durch westliche Firmen - Rohstoffe abgebaut und im absoluten Niedriglohnsektor weiterverarbeitet. Die Verteilung von Armut und Reichtum ist weiterhin kolonial geprägt.
Lebianismus oder Lesbischsein ist ein Beziehungsmodell zwischen Frauen, die eine liebevolle, affektive und/oder erotisch-sexuelle Beziehung zueinander aufbauen.
LGBTQ*IA ist ein Akronym (erster Buchstaben mehrerer Wörter zusammen), das verschiedene Gemeinschaften zusammenbringt, die nicht in den binären Mustern der patriarchalischen Gesellschaft, wo Männer seit Jahrhundert dominieren, vertreten sind. Dies vereint Menschen, die sich nicht damit identifizieren, ein Cis-Mann oder eine Cis-Frau zu sein und sexuelle und romantische Beziehungen nur mit Menschen des so genannten "anderen Geschlechts" zu haben. LGBQ*IA steht für lesbian (lesbisch), gay (schwul), bisexual (bisexuell), trans*, queer*, inter*, asexual (asexuell). Das Sternchen lässt Platz für weitere Geschlechtsidentitäten/sexuelle Orientierungen. Die meisten von diesen Begriffen sind auch im Glossar zu finden.
Diese Gruppen haben jahrzehntelang für ihre Rechte und ihre Anerkennung gekämpft und schließen sich nun zusammen, um ihre Forderungen und Rechte durchzusetzen, wobei jeder Buchstabe dazu dient, Gruppen zu positionieren, die trotz ihrer Unterschiede unter sehr ähnlichen Formen von Unterdrückung und Gewalt leiden.
Sich selbst als Teil einer LGBTQ*IA-Gemeinschaft zu sehen, ist Teil einer kollektiven Widerstandsbewegung, doch können Gemeinschaften auch andere Formen der Diskriminierung wie Rassismus, Klassismus, Behindertenfeindlichkeit und Altersdiskriminierung reproduzieren und frauenfeindliche Elemente enthalten. Deshalb sollten Menschen, die sich mit ihnen identifizieren, intersektional denken (siehe Intersektionalität).
Marginalisierung bedeutet, dass Gruppen oder Einzelpersonen aus der Mitte der Gesellschaft verdrängt werden, wo Dienstleistungen verteilt und Grundrechte wahrgenommen werden. Wer am Rande der Gesellschaft steht, wird von Entscheidungsträger*innen nicht gesehen oder gehört, hat weniger Mitspracherecht und wird als Nicht-Bürger*in oder Bürger*in zweiter Klasse behandelt. Diese Menschen werden vom Rest der Gesellschaft als Problem angesehen.
Marginalisierung ist wie eine Kette, in der ein Aspekt der Marginalisierung zu einem anderen und einem weiteren führt. Wer beispielsweise aufgrund seines Status ausgegrenzt wird, z. B. als Asylbewerber*in oder als illegalisierte Person, verliert die Möglichkeit auf Arbeit, Wohnung und ein menschenwürdiges Leben, was ihn oder sie noch weiter von den Möglichkeiten entfernt, die andere Menschen haben.
Marginalisierung geht Hand in Hand mit Diskriminierung und Kriminalisierung. Letzteres bedeutet, dass in dem Maße, in dem eine Gruppe von Menschen weniger Zugang zur Gesellschaft hat, d. h. ärmer ist, die Wahrscheinlichkeit zunimmt Straftaten zu begehen oder dass ihre bloße Existenz an sich vom Staat schon als ein Verbrechen gesehen wird, wie im Fall von illegalisierten Personen.
Nach gängiger Definition sind Menschenrechte Rechte, die allen Menschen zustehen, unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand. Zu den Menschenrechten gehören beispielsweise das Recht auf Leben, Verbot von Folter, Meinungsfreiheit, das Recht auf Arbeit, Wohnen, Gesundheit und Bildung. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte wurde 1948 verkündet und sollte weltweit gelten.
Heutzutage wird die Achtung der Menschenrechte als ein Wert der westlichen Demokratien, wie Deutschland oder USA bezeichnet, wobei vergessen wird, dass viele Formen der Unterdrückung in den Ländern des globalen Südens noch heute eine Folge der kolonialen Vergangenheit, des Interventionismus oder der Präsenz von Kapital aus dem globalen Norden sind.
Die Definition wird manchmal mit Misstrauen betrachtet, da Länder, die sich auf die Menschenrechte berufen, wie z. B. europäische Länder oder die USA, diese beispielsweise an ihren Grenzen nicht einhalten oder Kriege fördern, in denen im Namen der angeblichen Wahrung eben dieser Rechte Menschenrechtsverletzungen begangen werden.
In Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ist beispielsweise von Freizügigkeit die Rede, von der Möglichkeit, zu reisen und uns zu bewegen. Wir wissen jedoch, dass dieses Recht nur den Inhaber*innen bestimmter Pässe auf der Welt garantiert ist und dass Tausende von Menschen ihr Leben riskieren oder verlieren, wenn sie versuchen, die Grenzen der Länder zu überschreiten, die sich am meisten für die Achtung der Menschenrechte rühmen.
Die Darstellung der Kontinente und Meere, wie wir sie kennen, nennen wir eine kartographische Projektion. Wenn wir uns auf die Mercator-Projektion beziehen, sprechen wir über eine spezifische Projektion, die nicht die einzig mögliche ist und die bestimmten Interessen entspricht. Die Mercator Projektion wurde speziell zur Erleichterung der europäischen Schifffahrt und im Zusammenhang mit dem europäischen Kolonialismus ihrer Zeit geschaffen. Die Mercator-Projektion wurde 1569 von Gerhard Mercator veröffentlicht, daher ihr Name.
Neben der Anstrengung, etwas so Komplexes wie die Kontinentverteilung in eine Zeichnung zu verwandeln, eine Kugel in etwas Flaches zu verwandeln, steckt in jeder Art von Projektion auch eine politische Absicht und die Position desjenigen, der sie erstellt. Karten sind also nicht neutral, genauso wenig ist die Größe, mit der die Kontinente im Verhältnis zueinander dargestellt werden, absolut wahr. Dies sagt mehr über Geopolitik und Geschichte aus als über die tatsächliche Geografie.
Als Alternative zur Mercator-Projektion gibt es andere Projektionen, die nicht mit dem kolonialen Weltbild verbunden sind, wie die Peters-Projektion.
Die Ogoni sind ein indigenes Volk im Nigerdelta in Nigeria. Sie leben dort seit Jahrtausenden. Traditionell arbeiten sie in der Landwirtschaft. Bekannt sind die Ogoni wegen ihres Kampfes gegen Erdöl- und Erdgasförderung und die damit einhergehende Umweltzerstörung.
Vom Versklavungshandel blieben sie unberührt. Als Nigeria kolonialisiert wurde, kamen die Briten 1901 auch ins Ogoniland und stießen dort auf erheblichen Widerstand. Bis heute kämpfen die Ogoni für ihre politische Autonomie - im aktuellen nigerianischen Staat sind sie politisch nicht vertreten.
Outing ist ein Wort aus der englischen Sprache und bedeutet so viel wie "aus dem Versteck kommen". Es bezeichnet den Zustand, wenn man nicht aus Angst vor gesellschaftlicher oder familiärer Ablehnung die eigene sexuelle Orientierung versteckt.
Es ist eine Übung der Selbstakzeptanz und der Ermächtigung einer Person angesichts der diskriminierenden Praktiken, die die Gesellschaft gegen Menschen anwendet, die nicht in die auferlegten Muster der Binarität passen. In diesem Muster gibet es nur zwei Geschlechter (männlich und weiblich) und romantische und sexuelle Beziehungen kann nur zwischen ihnen stattfinden. Menschen, die sich outen, widersprechen diesem Muster öffentlich.
Aus dem Versteck zu kommen, d. h. sich zu outen, ist angesichts des Ausmaßes an Gewalt und Ablehnung in der Gesellschaft ein Akt des Mutes. Deshalb handelt es sich um einen Prozess, der in den meisten Fällen mit der Unterstützung von anderen Menschen, Freunden, der Familie oder sogar einigen Organisationen erfolgt.
Rassismus ist ein System der Unterdrückung und Ausbeutung. Es basiert auf der Idee, dass eine Gruppe von Menschen anderen überlegen sei. Hierbei werden Herkunftsorte, körperliches Aussehen, Sprache und Religion als Merkmale benutzt, um Menschen in Gruppen einzuteilen und zu bewerten. Weiße, christliche, europäische Menschen haben dadurch bis heute eine bessere Stellung in der Gesellschaft. Wissenschaftlich gibt es keine menschlichen Rassen. Es ist eine menschliche Erfindung, um Ausbeutung und Gewalt zu rechtfertigen.
Oft wird gesagt, dass es Rassismus schon immer gegeben hat. Es stimmt, dass Menschen schon lange Schwierigkeiten hatten, sich in ihrer Vielseitigkeit zu akzeptieren und dass es Kriege, Unterdrückung und Auseinandersetzungen gab. Rassismus ist jedoch eine Ideologie, welche die gesamte Menschheit unterteilt und bewertet. Im Mittelalter, als die Christ*innen die Jüd*innen als “Rasse” bezeichneten, um ihre Diskriminierung und Verfolgung zu rechtfertigen, wurde dieses Wort zum erstes Mal auf Menschen angewandt. Im 18. Jahrhundert kamen die sogenannten Rassentheorien auf. Wissenschaftler*innen versuchten zu beweisen, dass weiße, europäische Menschen von Natur aus besser sind und dass sie dafür gemacht wurden, andere Menschen zu beherrschen. Rassismus führte dazu, dass Menschen, die nicht weiß waren, nicht als richtige Menschen betrachtet wurden. So wurde gerechtfertigt, ihre Länder zu kolonisieren, Menschen zu versklaven, auszubeuten und zu ermorden. Nur durch Rassismus war der europäische Kolonialismus und der Versklavungshandel möglich.
Seit es Rassismus gibt, gibt es auch Proteste dagegen. Daher ist auch schon vieles besser geworden. Trotz alledem ist Rassismus weiterhin Alltag. Täglich sterben Menschen aufgrund von Rassismus, beispielsweise durch rassistische Gewalt oder an den europäischen Grenzen. Es gibt Statistiken die zeigen, wie weiße Menschen noch immer leichter Arbeit, Wohnung, einen Kredit und andere gesellschaftliche Güter bekommen. Wir alle sind mit rassistischem Denken groß geworden. Das zeigt sich in unserem Handeln, ob wir es wollen oder nicht.
Repressionen sind Maßnahmen, die von Machtinhaber*innen eingesetzt werden. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, soziale Bewegungen und individuelle Lebensentwürfe zu unterdrücken und zu kontrollieren. In der Regel geht diese Repression von den Regierenden aus.
Die Repression geht in der Regel von staatlichen Akteuren aus, die mit Hilfe von Kontrolle, militärischer oder rechtlicher Gewalt, Individuen und Gesellschaften regulieren oder unterdrücken. Ein sehr häufiges Beispiel in unserer heutigen Zeit ist die Unterdrückung von Demonstrationen. Ihr freier Charakter hat sich gewandelt. Das geht so weit, dass sie durch Mobilisierungsgenehmigungen und spezielle Polizeikräfte kontrolliert werden. Ein weiteres Beispiel ist das Verbot von symbolischen oder charakteristischen Elementen bestimmter Kulturen in Migrationskontexten.
Souveränität ist das Recht, als Volk unabhängig zu sein. Das häufigste Beispiel für Souveränität ist das Recht von Völkern, ihre Unabhängigkeit von Kolonialmächten zu fordern, um ihre Gebiete politisch, wirtschaftlich und sozial zu verwalten. Souveränität ist auch das Recht, das die Mitglieder eines Volkes gegenüber ihren Herrschern haben, um ihre politischen, sozialen und kulturellen Freiheiten zu schützen, wenn diese beeinträchtigt werden. Souveränität ist ein Recht, das von außen beansprucht werden kann, wenn der Anspruch von einem Land auf ein anderes gerichtet ist, oder es kann von innen kommen, wenn es von den Mitgliedern eines Volkes an seine Herrscher gerichtet wird. Bei vielen Gelegenheiten kommen diese beiden Rechtswege zusammen, um Souveränität von Regierungen einzufordern.
Ein emblematischer Fall ist die von den Völkern Lateinamerikas und der Karibik geforderte Ernährungssouveränität, die sich gegen ihre Regierungen und die von ihnen unterzeichneten Internationalen Freihandelsabkommen (Tratados de Libre Comercio-TLC) mit den USA und der Europäischen Union richtet. In diesen Verträgen haben die lateinamerikanischen Regierungen die Kontrolle über die Samen und die Nahrungsmittelproduktion an die private und ausländische Industrie übertragen. Die bäuerlichen, indigenen und afroamerikanischen Gemeinschaften lehnen diese Privatisierung ab und fordern Ernährungssouveränität und ihr Recht auf den Schutz des Saatguts als Gemeingut. Sie fordern auch das Recht auf eine Nahrungsmittelproduktion ohne transgene oder agrochemische Manipulationen, die der Gesundheit und dem Wohlergehen der Gemeinschaften schaden.
Ein weiterer Fall ist das Recht auf Wasser als Gemeingut, das auf der Souveränität der Gebiete beruht, das Leben in all seinen Dimensionen zu pflegen und zu erhalten. Und dazu gehört auch die Sorge um das Wasser.
Die Taínos sind verschiedene indigene Völker auf den karibischen Inseln, die eine gemeinsame Sprache sprechen: Arawak. Von Südamerika kommend besiedelten sie über 4000 Jahre die karibischen Inseln bis zur spanischen Invasion am Ende des 15. Jahrhunderts. Wirtschaftlich lag ihr Fokus auf Ackerbau, Baumwoll- und Goldverarbeitung.
Innerhalb der ersten Jahrzehnte der Kolonialisierung sank die Zahl der Taínos so stark, dass die Spanier sie 1565 als ausgerottet erklärten. Brutalste Arbeitsbedingungen, eingeschleppte Krankheiten und Mord waren die Ursache. Taínos heutzutage wehren sich jedoch gegen die Erzählung, dass sie ausgerottet seien. Zwar ist ein Großteil der Kolonialisierung zum Opfer gefallen, ausgerottet sind sie jedoch nur auf dem Papier.
Transfeindlichkeit sind Handlungen einer Person oder Gruppe, die Rechte ablehnen und sogar Hassakte begehen. Diese reichen von Mikroaggressionen wie Witzen, unwillkommenen sexualisierte Kommentare, entwürdigenden Nachahmungen und Karikaturen über schwerwiegende verbale Aggressionen wie Beleidigungen oder die Leugnung der Existenz des Trans-Status bis zu physischen Aggressionen wie Angriffen im öffentlichen oder privaten Raum reichen, die sogar zur Ermordung von Trans-Personen führen können.
Die große Mehrheit der ermordeten Trans-Menschen sind Trans-Frauen. In Europa sind Berichten zufolge die Hälfte der Menschen, die aus Hass gegen Transmenschen getötet werden, Migranten oder Geflüchtete.
Dieser Hass, der bis zum Mord führen kann ist nicht als "Transphobie" zu bezeichnet, weil die Person, die auf diese Weise handelt, für ihre Handlungen verantwortlich ist und kein Opfer einer unkontrollierbaren und irrationale Phobie oder Angst ist.
Menschen zu versklaven bedeutet, sie gegen ihren Willen gefangen zu nehmen und zur Arbeit zu zwingen, ohne sie dafür zu bezahlen. Handel bedeutet in diesem Kontext, dass versklavte Menschen gegen Geld oder andere Güter getauscht werden. Wenn wir von Versklavungshandel reden, dann meinen wir meistens den sogenannten “transatlantischen Sklavenhandel”. Damit ist die Versklavung afrikanischer Menschen durch Europäer*innen vom 16.-20. Jahrhundert gemeint. Mehr als 12 Millionen Menschen wurden in dieser Zeit aus Afrika verschleppt, um in Süd-, Mittel- und Nordamerika und teilweise auch in Europa zu arbeiten. Die Versklavung war sehr brutal. Allein bei dem Transport über den Atlantik starben bis zu 2 Millionen Erwachsene und Kinder. Die Europäer*innen rechtfertigten die Versklavung und die Gewalt durch rassistische Theorien. Schwarze Menschen wurden nicht als gleichwertige Menschen betrachtet, daher galt es als ok, sie zu versklaven.
Statt Sklavenhandel verwenden wir den Begriff Versklavungshandel, genauso wie wir von versklavten Menschen, nicht von Sklaven schreiben. Das macht deutlich, dass Menschen nicht als Sklaven geboren werden, sondern dazu gemacht werden.
Stätten, an denen indigene Gruppen ihre Ahnen begraben, Opfergaben dargebracht oder Bauwerke oder zeremonielle Symbole hinterlassen haben.
Die Zivilgesellschaft umfasst alle Aktionen, Organisationen, Initiativen, Bewegungen, die sich innerhalb einer Gesellschaft für ein Ziel engagieren. Sie ist parteiunabhängig, freiwillig, selbstorganisiert und nicht auf Gewinn ausgerichtet.